Schwule Sau …
… höre ich 1966 nachts durch den Bahnhof in Münster schreien … und dazu ein Riesentohuwabohu … ich erlebe eine regelrechte Treibjagd auf zwei Jungs in meinem Alter … damals etwa 17 … was war hier los …?! Drei besoffene Arbeiter schimpften was das Zeug hielt und verfolgende zwei jungen Männer wütend und bedrohlich … wollten es ihnen richtig zeigen … waren aber viel zu langsam um tatsächlich Gewalt anzuwenden zu können …
Hinterm Bahnhof …
… am Busbahnhof sehe ich die beiden Verfolgten wieder … wir kommen ins Gespräch und so verpass ich meinen letzten Buss nach Wolbeck 12 km entfernt … Die Jungs nehmen mich über Nacht mit zu Ihrer WG und so ich lande in einer anderen Welt … in der „heimlichen Schwulen-WG des erzkatholischen Münster“ … Der Chef ist um die 60 und heißt Peter … Begrüßung gleich mit Küsschen und unverhohlener Begutachtung … „na schau mal einer an, wen haben wir denn da ..?“ … Aus allen Ecken und Zimmern kommen schöne Jungs und Männer, um mich, das Frischfleisch zu begrüßen … Boah ehhh …
Anpacken ist nicht …!
wir quatschen und trinken in die Nacht hinein und ich erfahre „alles“ über das Schwulsein und über Transvestiten … speziell im konservativen Münster … einige der Jungs arbeiten am Stadttheater, andere in der Stadtverwaltung oder als Handwerker oder als Arzt … Alle führen ein Leben voller Angst vor Entdeckung in der Anonymität … nur ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit und schon gibt es Jagdszenen wie heut Nacht am Bahnhof … nicht selten mit bösem Ausgang … Peter ist der Pate … gibt der Community ein Zuhause und Schutz: Doppel-Eingangstür und 24 Stunden Door-Security … Morgens um drei Uhr zeigt er mir mein Bett für die Nacht … Ich stelle schüchtern klar: Küsschen Küsschen ist ok. anpacken ist aber nicht …! Na klar Marcellino, relax … die Auswahl ist groß genug …. OMG … Klar ist: Ich muss um 7:00 Uhr morgens in der Druckerei antreten … Peter weckt mich und hebt mal eben sein Nachthemd kurz auf Lendenhöhe hoch … Schreck lass nach .. aber: Marcellino, Du bist immer bei uns willkommen … und wann spielt Deine Band wieder …? Wir kommen alle … das müssen wir sehen …
Show time …
Drei Wochen später an einem Sonntag …. ich besuche eine Freundin in Greven … um 17:00 geht mein Bus zurück nach Münster … um 19:00 haben wir einen Auftritt im Copacabana gegenüber vom Preussen-Stadion … Kein Buss kommt, es ist Sonntag … au scheiße dann eben Anhalter … aber auch kein Auto kommt … Pate Peter! Ich zur Telefonzelle … Kannst Du irgendwie helfen bitte? Peter: Na klar, bin in gleich da … jetzt ist schon fast 19 Uhr … Und da tauch Peter auf: mit Brille und Lederkappe auf einem Riesen-Motorrad mit Beiwagen … Steig ein mein blonder Sänger … und schon gehts ab mit Ohren betäubendem Geknatter zum Copacabana … es ist schon Halbacht als Peter vor einer Seitentür hält … hupt 3 mal und die Saaltür geht auf … und knattert volles Rohr durch die grölenden Fans in den Club bis vor die Bühne … schubst mich hoch auf die Bühne, greift sich das Mikro … Ladies and Gentleman …. Marcellino …. Yeahhhhh … Und dann rocken wir die Hütte bis der Arzt kommt mit “Twist and Shout“… Was ein Auftritt …was ein Abend … Himmel aber auch … die halbe Band strahlt … die andere Hälfte ist eifersüchtig …. so war und ist mein Leben … Trotzdem: ich würde es wieder tun …!
Diese schwulen …
… homosexuellen Männer haben mit mir mmer einen unerschütterlichen Rückhalt und Freund … Solange sie nicht so tückisch hinterhältig unterwegs sind wie die Schweinkram-Bande um Woelkie und Co … muss doch nochmal gesagt werden!
Zum jecken Woelkie-Song „Der Dom muss Pink“ … gehts hier
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